Bestens besucht war die diesjährige Mitgliederversammlung des Industrieverbandes Papier- und Folienverpackung in der Europastadt Straßburg. Im Rückblick auf 2018 waren die Betriebe in puncto Umsatz und Auftragsgenerierung zufrieden. Lediglich die hohen Rohstoffpreisentwicklungen und Logistikkosten, das neu eingeführte Verpackungsgesetz und die gerade erst durch das EU-Parlament verabschiedete „EU-Einwegkunststoffrichtlinie“ bereiten den Mitgliedern Sorge. Vor allem die 2018 stark gestiegenen Kosten und Versorgungsschwierigkeiten beim Kraftpapier erschweren den unternehmerischen Alltag. Im Amt bestätigt wurde der Vorstand. Klaus Jahn (Vorstandssprecher), sowie seine Stellvertreter Harald Schäfer, Thomas Walcha, Michael Gerkmann und Karl-Heinz Hoffmann. Sie werden den Verband im 70. Jahr seines Bestehens führen. Thomas Walcha übernahm zudem das Amt des Schatzmeisters von Hagen Puttrich, der nach Eintritt in den Ruhestand unter viel Applaus und Dankesworten verabschiedet wurde.
Klaus Jahn wies in der Ansprache auf die Herausforderungen hin, auf die der Verband in absehbarer Zeit treffen wird. „Vor allem in Fragen der gesellschaftlichen Kommunikation muss in Zukunft mehr getan werden. Wir sind überzeugt: in schwierigen Zeiten hilft erklären. Leider sehen viele Endverbraucher in unseren flexiblen Verpackungen nicht sofort den Mehrwert, den sie in Fragen der Hygiene, der Haltbarkeit aber auch der Logistik bieten. Hier müssen wir Aufklärungsarbeit leisten.“ Geschäftsführer Karsten Hunger unterstützt diese Aussage und macht am Beispiel der EU-Einwegkunststoffrichtlinie deutlich, wie stark diese durch gesellschaftlichen und medialen Druck beeinflusst wurde. Die neue Verordnung wurde deshalb unter großem Zeitdruck erarbeitet und lässt nach wie vor viel Raum für Interpretationen. Wie groß die Herausforderungen der Richtlinie für die Verbandsmitglieder werden, lässt sich noch nicht absehen. Man wartet aktuell auf die offizielle Übersetzung, um diese für die Branche zu prüfen.
Gute Zahlen, aber steigende Kosten
Hunger beleuchtete das vergangene Geschäftsjahr und hinterfragte den Konjunkturindex für die Branche. „Was bringen steigende Umsätze, wenn die Kosten noch schneller steigen?“ In der Branche ist nach wie vor ein moderater Optimismus zu spüren, führt er im Rechenschaftsbericht aus. Die Zahlen lassen sich gut an. Der Packmittelproduktionswert ist auf geschätzte 33,3 Milliarden Euro um einen Prozentpunkt gestiegen. Die Packmittelproduktionsmenge um 0,5 Prozent (circa 19,3 Millionen Tonnen). Die Betriebe der Papier-, Karton-, Pappe- und Folienverarbeitung konnte ihren Umsatz um 4,3 Prozentpunkte steigern auf nun mehr 18,9 Milliarden Euro. Im Kunststoffbereich war im Bereich der Verpackungen ein Anstieg um 3,2 Prozent (15,8 Milliarden Euro) möglich. Der Trend zu Papierprodukten hält unverändert an. Papiertragetaschen erfuhren eine leichte Steigerung, Wachstum generierten auch die Blockboden- und Sichtstreifenbeutel sowie die Automatenfolien. Faltenbeutel blieben stabil in der Nachfrage. Schwierig ist die Lage immer noch bei den Kunststoff-Tragetaschen, gleichwohl die Branche hofft, dass der Tiefpunkt 2017 durchschritten ist. Die Mitgliedsbetriebe können sowohl im klassischen Einzelhandel, wie auch im spezialisierten Bäcker- und Fleischerhandwerk auf Zuwächse in 2019 hoffen.
Zum Verband gehören auch die Hersteller von Servietten und Tischdecken aus Zellstoff sowie deren Zulieferfirmen. Während der gewerbliche Sektor 2018 stabil geblieben ist, gab es im privaten Sektor sinkende Umsatzzahlen. Der Produktionswert sank nach Angaben des statistischen Bundesamtes zwischen Januar und September um rund 1,8 Prozent. Der Produktionswert für das Jahr lag bei rund 330 Millionen Euro. Der Erzeugerpreisindex ist leicht gestiegen. Schlecht für die Branche waren auch hier die gestiegenen Rohstoffpreise für Tissue/Airlaid.
Umfangreiche Fachvorträge
Das Programm der Jahrestagung umfasste mehrere hochkarätigen Fachvorträge. Peter Schleinitz von IBM berichtete über die Entwicklung von KI in der Produktion. Leonardo Mazza vom European Environmental Bureau (EEB) informierte über die „Directive on the reduction of the impact of certain plastic products on the environment” der Europäischen Kommission. Mit Andreas Detzel vom Heidelberger Institut für Energie und Umweltforschung (ifeu) und Dr. Markus Kleebauer (Papiertechnische Stiftung PTS) referierten gleich zwei Experten zum Thema Verpackung und Umweltschutz. Detzel nahm sich des Themas „Massentauglichkeit von alternativen Kunststoffen“ an und Dr. Kleebauer berichtete über den aktuellen Stand der Entwicklung von Barrieren bei Papierverpackungen. Neue gesetzliche Bestimmungen und steigendes ökologisches Interesse der Verbraucher begünstigen die Entwicklung und Verwendung von Papieren und Kartons mit Barrierefunktionen (bspw. Imprägnieren, Beschichten und Kaschieren).
Pressemitteilung: Jahrestagung des IPV in Straßburg: Optimistischer Ausblick, trotz gesellschaftlicher Herausforderungen
Bild: IPV-Vorstand