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IPV-Jahrestagung 2022: Verabschiedung von Klaus Jahn und Karl-Heinz Hoffmann „Wollen lieber technische Herausforderungen statt Verwaltungsaufgaben lösen“

(Frankfurt). Im traditionsreichen Steigenberger Frankfurter Hof fand die diesjährige Jahrestagung des Industrieverbandes Papier- und Folienverpackung unter dem Motto „Flexibel die Zukunft (an)packen“ statt. Es war sicher eine Mitgliederversammlung mit besonderer Zäsur. Oder wie Vorstandssprecher Klaus Jahn betonte, eine Tagung in „einer ungewöhnlichen, außergewöhnlichen Zeit.“ Er selbst hielt an diesem Tag auch ein wenig Rückblick auf seine insgesamt 7 Jahre als Vorstandssprecher. Zusammen mit seinem Kollegen Karl-Heinz Hoffmann, der seit 1990 die Arbeit des IPV im Vorstand mitgestaltete, stand er an diesem Tag nicht zur erneuten Wiederwahl zur Verfügung. „Alte Zöpfe müssen ab. Wir sprechen von Industrie 4.0 und der zunehmenden Digitalisierung im Unternehmen. Das bedeutet, dass jüngere Mitglieder hierfür die Verantwortung übernehmen, die näher an diesen wichtigen Themen dran sind“, so Jahn. Bezogen auf die gegenwärtigen Herausforderungen machte er in seiner Abschiedsrede deutlich, dass man etwas mehr Demut mitbringen sollte. Die letzten Jahre hätten gezeigt, dass es uns über einen langen Zeitraum tatsächlich recht gut gegangen sei. „Man darf auch mal reflektieren, was man hatte, bevor Corona und der Krieg die sicheren Wirtschaftskreisläufe verworfen haben.“ Jahn und Hoffmann erhielten nach ihren Abschiedsreden langen Applaus der Teilnehmer auf der sehr gut besuchten Jahrestagung.

Verband steht vor komplizierten Aufgaben
Zu Beginn Jahrestagung gedachten die Mitglieder dem Ehrenvorsitzenden Friedrich Schäfer, der im vergangenen Herbst nach längerer Krankheit verstarb. Schäfer war der IPV-Vorstandssprecher mit der längsten Amtszeit. Insgesamt 13 Jahre war er für die Mitglieder des Verbandes aktiv. Seine Amtszeit überschnitt sich damit für längere Zeit auch mit Karl-Heinz Hoffmann. Hoffmann war die gesamte Zeit seit 1990 Vorsitzender des technischen Ausschusses: „Wenn er sich etwas wünschen dürfte“, so Hoffmann, „dann wäre es, dass wir uns als Verband wieder mehr mit technischen Lösungen statt zusätzlichen Verwaltungsauflagen auseinandersetzen dürften.“ Er sprach den Delegierten aus dem Herzen. Allerdings musste IPV-Geschäftsführer Karsten Hunger die Hoffnung darauf im Anschluss wieder dämpfen. Denn im Bericht der Geschäftsstelle über die Arbeit des vergangenen Jahres sowie der Aussicht für die kommenden Monate dominierten auch diesmal wieder die vielen bürokratischen Herausforderungen. So kam mit der Novelle des Verpackungsgesetzes eine neue Registrierungspflicht für die Inverkehrbringer von Transport- und Umverpackungen hinzu. Diese müssen damit verbunden auch erweiterte Nachweis- und Dokumentationspflicht beachten. Die LUCID-Registrierung auch bei Delegation im Bereich der Serviceverpackungen brachte hingegen eine Menge Fragen bei den Kunden der IPV-Mitgliedsfirmen. Und das Verpackungsgesetz ist bei weitem nicht die einzige Baustelle: der überarbeitete Mindeststandard für die Bemessung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen, die Veröffentlichung der Druckfarbenverordnung und der „ewige“ Kampf um die Mineralölverordnung beschäftigen den Verband und seine Mitglieder abseits des Tagesgeschäfts. Der IPV muss sich zusätzlich in den kommenden Monaten mit der Einführung des Littering-Fonds und den schwebenden Planungen einer Plastik- oder Verpackungssteuer auseinandersetzen. Aber natürlich auch Antworten auf den anhaltenden Fachkräftemangel und auf ausbleibende Auszubildende finden. „Die Aufgaben werden nicht weniger. Genau wie von Karl-Heinz Hoffmann gewünscht, würden wir uns aber natürlich lieber mit vollem Einsatz den technischen Innovationen widmen. Hier liegt die Zukunft. Die Gefahr ist groß, dass dafür zu wenig Zeit bleibt, weil Regulierungsvorgaben uns lähmen.“, berichtete Hunger.

Die Zukunft im Verband wird in den kommenden Jahren vom neuen Vorstandteam Carsten Gütt (Duni Group), Thomas Walcha (Heinrich Ludwig Verpackungsmittel), Mike Hartung (Graf Verpackungen) und Jens Vonderheid (HERA Papierverarbeitung) gestaltet. Walcha und Gütt gehörten dem Vorstand auch schon bisher an.

Zukunft heißt Veränderung
In verschiedenen hochkarätig besetzten Fachvorträgen richtete der Verband den Blick in die Zukunft. Mit Max Thinius warf einer der bekanntesten Futurologen Deutschlands den Blick in die Zukunft der Verpackungsindustrie. Futurologen leiten aus Trends der Gesellschaft mögliche Entwicklungen der Zukunft ab. Gemäß Thinius ist die Industrialisierung ist von der Digitalität abgelöst worden, in der wir nicht über Nachhaltigkeit reden, sondern über das, was nicht nachhaltig ist. Der gesunde Umgang mit Algorithmen wird auch die Produktion und die Verpackungsdigitalität beeinflussen. Produkte werden in neuer Form zum Kunden kommen. Peter Bekaert, Geschäftsführer „Modellfabrik Papier“ wiederum stellte der Mitgliederversammlung das langfristig angelegte gleichnamige Zukunftsprojekt vor. Ein Forschungsprojekt, das mit dem Ziel angetreten ist, den Energieverbrauch bei der Papierherstellung, um deutliche 80 Prozent zu senken. Dafür muss die Herstellung von Papier grundsätzlich neu gedacht werden. Der Stellenwert von Energieeinsparungen kann gar nicht unterschätzt werden, Energiereduzierung ist für die Zukunft elementar. Deshalb müssen neue Herstellungsverfahren wie die „Modellfabrik Papier“ erdacht und erforscht werden. Auf der nächsten Vorstandssitzung wird das neue Team die Arbeitsfelder und der Vorstandssprecher abstimmen und beschließen. An Aufgaben und Herausforderungen, so viel ist gewiss, wird es auch in Zukunft nicht mangeln.

Pressemeldung: IPV Pressemeldung Jahrestagung 2022